i-D | 30 January 2018

i-D Deutschland has reviewed Virtual Normality – Women Net Artists 2.0, an exhibition at Museum der bildenden Künste Leipzig featuring the works of Molly Soda, Signe Pierce and Arvida Bystöm (article in German).


Diese Künstlerinnen hinterfragen Rollenklischees im Zeitalter digitaler Inszenierung

Von Arvida Byström bis Molly Soda: Die neue Ausstellung “Virtual Normality” zeigt, wie junge, weibliche Kreative die sozialen Netzwerke als künstlerisches Medium nutzen.

Was passiert eigentlich mit den Fotos, die von Instagram genommen werden, weil sie nicht den Richtlinien entsprechen? Diese Frage hat sich auch die schwedische Netzkünstlerin Arvida Byström gestellt und diesen in ihrem Buch Pics Or It Didn’t Happen eine Plattform gegeben. Ein Versuch, moderner Zensur auf den Grund zu gehen und ihre Mechanismen zu verstehen.

Seit zwei Wochen ist die Schwedin gemeinsam mit zehn weiteren Künstlerinnen, darunter auch Molly Soda und Juno Calypso, Teil der Ausstellung Virtual Normality – Netzkünstlerinnen 2.0 im Museum der bildenden Künste in Leipzig. Diese möchte den weiblichen Blick im Zeitalter digitaler Inszenierung offenbaren und einen klaren Fokus auf Werke setzt, die mit Social Media spielen. Sie kämpfen alle für ein gemeinsames Ziel, das sich auch in ihrer Ästhetik widerspiegelt: Meist hyperfeminin, knallpink, melancholisch und wütend zugleich. “Wir wollten mit der Ausstellung nicht nur die Menschen aus der eigenen Bubble ansprechen, sondern einer möglichst breiten Masse einen einfachen Zugang zu diesem Phänomen verschaffen”, so die Kuratorin von Virtual Normality Anika Meier. “Der klassische Museumsgänger hängt schließlich nicht unbedingt auf Instagram ab.”

Doch was unterscheidet eine Netzkünstlerin von einem normalen Social-Media-User? “Man muss die Kunst und Präsenz in den sozialen Netzwerken voneinander trennen. Social Media zählt manchmal lediglich als Art Tagebuch, ein Blick hinter die Kulissen”, so Anika weiter. Dass die Grenzen zwischen Narzissmus und Kunst vor allem in Deutschland für viele nur schwer zu ziehen sind, erklärt auch den Fokus auf amerikanische Positionen in der Ausstellung. “Wir mussten bei unserer Recherche feststellen, dass der Kulturpessimismus in Deutschland weiterhin existiert”, erklärt die Kuratorin die Auswahl der Künstlerinnen.

Anika leitet selbst ein Seminar zum Thema Social Media und bedauert die kaum vorhandene Förderung an den europäischen, und vor allem an den deutschen Kunsthochschulen. Virtual Normality ist der Versuch, dem ein Ende zu setzen und virtuelle Kunst in die reale Welt zu übertragen: “Man sollte Social Media nicht nur als schreckliche Technologie verstehen, sondern muss die Arbeiten getrennt von ihrem digitalen Kontext betrachten.”

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