LEIPZIGER VOLKSZEITUNG | 21 August 2018

Leipziger Volkszeitung has mentioned Signe Pierce and Molly Soda in a piece on the group exhibition Virtual Normality: Netzkünstlerinnen 2.0 at the MdbK in Leipzig in which both artists feature (article in German).


Netzkünstlerinnen 2.0: “Virtual Normality” und Rollenklischees

Das Internet und die Sozialen Medien haben es möglich gemacht, dass sich eine neue Generation weiblicher Künstlerinnen Gehör verschafft. Sie hinterfragen Schönheitsideale und Rollenklischees. Mit der Ausstellung “VIRTUAL NORMALITY”  widmet sich das Museum der bildenden Künste Leipzig diesen “Netzkünstlerinnen 2.0”.

Die Ausstellung zeigt den weiblichen Blick im Zeitalter digitaler Inszenierung. Mit jeder Welle des Feminismus und mit jeder Generation ändern sich die Prioritäten und Medien und mit den Medien die Themen und Möglichkeiten. Durch das Internet und die Sozialen Medien wurde die Debatte um Sexualität und Identität neu entfacht, Netzkünstlerinnen antworten mit einer hyperfemininen Ästhetik, sie geben sich aggressiv feminin oder mädchenhaft niedlich; ihre Farben sind Pink, Lila und Neon.
Die ausgestellten Künstlerinnen reflektieren die weibliche Perspektive auf Sexualität, Identität und Weiblichkeit im digitalen Zeitalter. Ihr Material ist ihr Körper, die Realität und ihr Alltag, ihre Stilmittel sind Humor, Ironie, Groteske und Übertreibung. Signe Pierce und Leah Schrager spielen über die Kunst der Verführung mit dem männlichen Blick. Nakeya Brown thematisiert die politische Dimension von Haaren. Stephanie Sarley nimmt der weiblichen Sexualität das Obszöne und Verwerfliche, während Molly Soda und Arvida Byström die Diskussion über Schönheitsideale forcieren. Denn in den Sozialen Medien ist es der weibliche Körper, der strenger kontrolliert und zensiert wird. In einer idealen Welt würden Frauen nicht beschimpft und diskriminiert, sie müssten sich nicht schämen, wenn sie von der Norm abweichen und zu ihrer Sexualität stehen.

Netzkünstlerinnen 2.0 arbeiten mit den Möglichkeiten und Einschränkungen der Sozialen Medien. Sie hinterfragen Schönheitsideale und weibliche Rollenklischees, die über die Aufmerksamkeitsökonomie der Sozialen Medien zum Maßstab geworden sind. In den Medien werden sie Tumblr-Star, Instagram-Künstlerin oder Webcam-Prinzessin genannt, sie selbst bezeichnen sich als Reality Artist (Signe Pierce), Instagram-Model (Leah Schrager) und Online-Exhibitionistin (Molly Soda). Sie nutzen Smartphones, Tablets und Computer, um ihre Werke zu teilen und live in den Sozialen Medien zu senden, von wo aus diese sich oft viral im Internet verbreiten.
Netzkünstlerinnen 2.0 übertragen ihr Leben, spielen Charaktere, schaffen ein Alter Ego, schlüpfen in Rollen und führen so Stereotype, Klischees und Archetypen vor Augen. Sie verwischen bewusst die Grenzen zwischen Kunst und Leben – manchmal bis zur Unkenntlichkeit. Beim Zuschauer lösen sie Unbehagen aus, wenn sie kritisch wie Arvida Byström und Molly Soda über Schönheitsideale reflektieren und Unbequemes wie ihre Periode und Körperhaare zeigen.

Der Katalog zur Ausstellung, herausgegeben von Alfred Weidinger, Anika Meier, und Sabrina Steinek, erscheint im März im Verlag für Moderne Kunst, Wien. Der Band enthält Beiträge von Ronja von Rönne, Gabriele Schor, Signe Pierce, Nakeya Brown, Charlotte Jansen, Gloria Cardona, Aude Launay, Philipp Hindahl, Anika Meier und Sabrina Steinek, Interviews mit den beteiligten Künstlerinnen und Ausstellungsfotografien von Joseph Wolfgang Ohlert.

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