GALLERYTALK | 17 August 2021

Annka Kultys Gallery’s platform [the art happens here], and Stine Deja’s work in particular, has been spotlighted on Gallerytalk.net (article in German).


Internet Explorer: Kunst online #3  
Das Netz spielt verrückt 

By Lara Brörken

Obwohl der Name schon sagt, dass das Netz inter, zwischen, verbindend funktioniert, sind einem seine Dimensionen kaum gänzlich bewusst. In diesem Netz verfängt sich alles. Internet Explorer #3 stellt Online-Ausstellungen von Silicon Valet, arebyte, Babes Bar und Annka Kultys vor, die sich an den wildesten Fasern des Webs entlang hangeln. Es wird richtig bunt und richtig weird!

Die Gruppenausstellung „The Digital Weird“ der Londoner arebyte Gallery lässt die*den Klickende*n im Grunde in den Computer einziehen. Es ist als wäre man im Desktop drin, als wäre man irgendwie hinter den bekannten Funktionen des Internets. Das “inter” ist im Fokus, das “net” ist spürbar verästelt. Links verstecken sich zwischen und in den Kunstwerken, sie zu suchen ist Teil des Spiels. Pixel jagen sich, klirrende mystische Töne dringen durch die Tiefen der Oberfläche. Die Werke bewegen sich zwischen Video und Videospiel. Sich mutig durch die unrealistischste Landschaft klicken ist die Devise. Die eigene Scheu ist der Endgegner. Dem wilden digitalen Pfad kann man noch bis Montag, den 6. September, folgen.

Bei „Well now WTF?“ von Silicon Valet kommt die digitale Kunstwelt zusammen. Zwölf Räume können begangen und erkundet werden. Hier gibt es keinen Boden unter den Füßen, keinen Halt und kein Halten mehr. Ob Mensch, ob Tier, das weiß hier keiner mehr. Alles geht ineinander über. Die absolute Reizüberflutung, das absolute Maximum von allem. Eine Drohne explodiert und zersplittert in viele Hot Dogs, in einem Raum der selbst zu halluzinieren scheint, sitzt ein kleines Schwein in einem aufblasbaren Plastikpool. Am Ende hat man sich die Finger wahnhaft wundgeklickt und die Netzhaut glüht. Über 80 Künstler*innen – Bob Bicknell-Knight, Emily Mulenga, Keiken, Laturbo Avedon, Molly Soda oder auch Theo Triantafyllidissind nur einige wenige Namen – zeigen hier was sie können. Man kann sich nicht satt sehen und hört sich leise bis laut zu sich selber sagen: WHAT THE FUCK?

Die Londoner Annka Kultys Gallery zeigt unter dem Reiter [The art happens here] derzeit 14 Werke verschiedener Künstler*innen, unter anderem von Stine Deja, Bill Posters und Ben Elliot, die sich der Welt der Technologien angenommen haben. Die Video-Performances und Installationen schlittern meist nur knapp an der Realität vorbei. Aber dann kommt doch der Moment, in dem man merkt, dass hier doch etwas nicht stimmt. Und dieser wird dann ausgereizt. Körper heben ab, Räume verschlingen sich. Mal verabschiedet sich die Realität schleichend und mal wird ihre Absurdität ganz plakativ entblößt. Die Realität ist dann so in Schieflage, dass ihr jegliche Ernsthaftigkeit entgleitet. Sie fährt dann sozusagen auf einem Staubsauger-Roboter einen Hang herunter. Diese Welt der Technik darf schmunzelnd hinterfragt werden.

Das New Waves Theater hat für die Volksbühne den „Babes Chat“ eröffnet. Hier kann man sich in die aufregende Welt zweier Diven reinhören. Die Performance-Künstlerin Selin Davasse stellt im Gespräch ihre Diva Yıldız Tilbe vor, deren eigensinniger und rebellischer Werdegang sie persönlich sehr ermutigt hat. Anita Mui ist Eugene Yiu Nam Cheungs Diva. Ihre Musik hat den Schriftsteller bereits in Kindertagen geprägt. Neben der zentralen Audiospur begleiten einen zwei animierte Figuren über die Website, die an “Die Schöne und das Biest” erinnern. Hier gibt es emotionale Fanmomente und ganz persönliche Diva-Assoziationen.

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