NOT FOR REAL | 20 January 2019

Not for Real has written an article on the collaboration between Flora Miranda and Signe Pierce (article in German).


Flora Miranda x Signe Pierce

By Hildegard Suntinger

Die von der digitalen Welt inspirierte Künstlerin Flora Miranda will die Grenzen der Haute Couture mit digitalen Techniken erweitern. Am 21. Januar 2019 um 12.30 Uhr präsentiert sie zu den Couture Shows in Paris ihre Kollektion Deep Web. Im Event kooperiert sie mit der US-Internet-Künstlerin Signe Pierce, die die Moderation übernehmen wird. Pierce trägt ein aus zehn Smartphones gebautes Kleid, das das Ereignis aus verschiedenen Perspektiven aufzeichnen wird. Die Aufzeichnung wird im Livestream online und auf der Fassade der EP7 Gallery zu verfolgen sein. Hier der Link zum Online-Livestream: http://floramiranda.com/live

Dieser Artikel erschien am 18. Januar auf Innovation Origins

Flora Miranda präsentiert ihre Kollektion Deep Web zu den Haute Couture-Shows in Paris

In ihrer Kollektion Deep Web eröffnet Flora Miranda die Debatte um den Schönheitsbegriff in einer von Technologie gesteuerten Modeindustrie. Die Kollektion wird im Rahmen der Haute Couture Shows im Grand Rex in Paris präsentiert und ist im Live-Stream zu sehen.

Flora Miranda arbeitet an der Schnittstelle von Mode und Kunst und in kreativen Netzwerken. Mit wiederkehrenden Referenzen auf die digitale Welt referiert sie auf technologische Kultur und Ästhetik – eine noch kaum greifbare Bewegung im Kunstbereich. Ebenso wenig greifbar wie die zukünftigen Möglichkeiten der Mode, die sie in ihrer Arbeit untersucht. Für Flora Miranda ist der hypothetische Blick in die Zukunft unumgänglich.

Neue Techniken finden

Auf den ersten Blick ist ihre Arbeitsweise jene einer Modedesignerin. Sie entwickelt saisonal Kollektionen zu spezifischen Themen. Ihre Mission ist es aber nicht, situationsadäquate Kleidungsstücke für Konsumenten zu schaffen. Ihre Kreationen sind höchstens für die Bühne geeignet. Vielmehr will sie die Grenzen der in traditionellen Methoden verharrenden Haute Couture überschreiten.

Ein Beispiel dafür ist ihre Masterkollektion, in der sie zu Quantenphysik und Teleportation recherchierte und visualisierte, wie ein Körper aus Information aufgebaut sein könnte und sich in Einzelteile auflöst, um von a nach b transferiert zu werden. Um die gewünschten Effekte in Stoffdynamik und –statik zu erreichen, experimentiert sie. Den in Auflösung befindlichen Körper realisierte sie aus aneinandergefügten Streifen von bemaltem Leder. Diese Praxis ermöglicht es ihr, neue Techniken zu finden – losgelöst von Designtradition und –geschichte.

Schönheits-Stereotypen

In ihrer neuesten Kollektion setzt sie sich mit der Möglichkeit auseinander, Kleidung durch künstliche Intelligenz herzustellen. Sie entwirft ein System, das sie in Zukunft nutzen möchte und simuliert dieses. Das Körpermodell, das Flora Miranda dem lernenden Computer vorgibt, ist jenes der amerikanischen Transgender-Künstlerin Amanda Lepore, die in ihrer Erscheinung zeitgenössische weibliche Schönheits-Stereotypen zum Äußersten treibt.

Die Modelle ihrer Kollektion reproduzieren diese übersteigerte Feminität und reflektieren die strikte Kategorisierung, welche die Technologie vorgibt – sowie die maschinelle Art, feine Varietäten von Geschlecht zu behandeln. Der mechanische Entstehungsprozess verleiht den Kleidern die Aura eines vorgefertigten Produktes für einen anonymen Konsumenten.

Maschinelle Modeproduktion

Die Designerin zeichnet ein Bild digitaler Flüchtigkeit und nähert sich kritisch an künstliche Intelligenz und die mathematische Segmentation und Kategorisierung der Welt an. Fragen die sie stellt, betreffen den Einfluss der maschinellen Produktion auf zukünftige Körperbilder und Schönheitsideale. Inwieweit werden die organischen Schönheitsideale in der maschinellen Struktur verloren gehen?

Die Produktion von Mode durch intelligente Maschinen ist unausweichlich und Flora Miranda nutzt die Bearbeitung dieser Fragen um Mode neu denken und innovieren zu können.

Keynote 

Am 21. Januar 2019 wird die Kollektion im Le Grand Rex in Paris zu sehen sein; in einer Inszenierung, die nicht bloß statisch ist. Flora Miranda möchte eine Debatte um den Schönheitsbegriff in einer von Technologie gesteuerten Mode-Industrie anregen und wählte das Format einer Keynote-Präsentation. Die Visuals wurden von der Schweizer Künstlerin Simone C. Niquille zusammengestellt, die 2018 im holländischen Pavillon bei der Architektur-Biennale in Venedig ausstellte.

Durch die Moderatorin der Internetkünstlerin Signe Pierce wird die Präsentation zur Performance. Pierce agiert hauptsächlich im virtuellen Raum und beschäftigt sich unter anderem mit Cyberfeminismus, wie etwa der Selfie Kultur.

Flora Miranda: „Die Idee zur Keynote Präsentation entstand in einem Treffen mit Signe Pierce. Wir unterhielten uns über die Produktpräsentationen von Steve Jobs und sie sinnierte darüber, in einer ihrer Performances Steve Jobs zu sein. Das haben wir aufgegriffen und in eine gesamte Kollektion verwandelt.“

Smartphone Kleid

Pierce wird ein Kleid tragen, das aus zehn Smartphones gebaut ist – und in einer Kooperation mit Motorola entstand. Die zehn Geräte werden die Präsentation aus verschiedenen Perspektiven filmen. Die Aufzeichnung wird im Live-Stream an der Fassade der  EP7 Gallery in Paris zu sehen sein. Die Galerie ist eine digitale Fassade, bestehend aus zwölf monumentalen LED Bildschirmen und eine der ersten Infrastrukturen, die der digitalen Kunst im öffentlichen Raum gewidmet sind. Zusätzlich wird das Video im Live-Stream in mehreren Online-Medien zu sehen sein.

Über Flora Miranda

Die 28-jährige wurde in eine Salzburger Künstlerfamilie geboren und hat einen Master von der Modeklasse der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen. Nach ihrer Graduierung 2014 arbeitete sie projektbezogen mit der renommierten Modedesignerin Iris van Herpen in den Niederlanden, die besonders für ihre 3D-Prints aus Polymeren bekannt ist. Seit November 2015 arbeitet sie in Antwerpen an ihrem eigenen Label. Mit ihrer einzigartigen Position gewann Fora Miranda schon eine Reihe von Preisen und ihre Arbeiten waren in Gruppenausstellungen zu sehen. Zuletzt designte sie die Kostüme für das Stück Roughhouse am Schauspielhaus Köln, das vom US-Choreographen Richard Siegal inszeniert wurde.

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